Sonntag, 17. August 2014

Erfahrungen im Krankenpflegepraktikum ( KPP)

Bewerbung

Das Krankepflegepraktikum ist wie Fisch -  manche lieben es manche hassen es, es ist sinnvoll und notwendig und eigentlich ist es  wegen der Vielfalt von Möglichkeiten es auszuüben, kaum allgemein bewertbar.
Auf alle Fälle ist ein guter Weg sich die Wartezeit zum Medizinstudium zu verkürzen und die in vielen Fällen ( wie bei mir!) allerersten Erfahrungen in der Stationsarbeit in einem Krankenhaus zu sammeln.
Nachdem meine Entscheidung Medizin zu studieren fix geworden war, schrieb ich daher einfach eine Email an die Pflegedirektion des Uniklinikum Bonn, um dort für sechs Wochen ein KPP zu absolvieren. Nachdem ich meine Motivation (Medizinstudenten sind dort eher die Regel als die Ausnahme) dargelegt  und ausgefüllte Formulare sowie Lebenslauf und Abiturzeugnis eingeschickt hatte, waren beim Bewerbungsgespräch nur noch wenige Fragen offen:
1. "Haben sie bereits Erfahrung in der Pflege?" "ääh, nein aber (..) Blabla (..)  Medizinstudium (..) "^^
2. "Welche Fachrichtung finden sie besonders interessant?" - "HNO und Augenklinik" - "Aaah jemand, der nicht viel waschen will!" ( hat aber gelacht dabei)
3. "Von wann bis wann wollen sie bei uns arbeiten"?
Übrigens: FRAGT BITTE NICHT NACH GELD. Es gibt nie Gehalt für KPP´s und ich habe von Freunden gehört, dass eine solche Frage für peinliche Momente während des Bewerbungsgesprächs und (!) des anschließenden Praktikums geführt hat.
Und zweites "Übrigens": Ihr könnt euch keine Schulpraktika anrechnen lassen und müsst zur Anmeldung das Abiturzeugnis volegen können!

Tagesablauf

Während des Praktikums auf der HNO fallen einem im Wesentlichen die selben Aufgaben wie FSJ´lern und Schülerinnen zur Krankenschwester in frühen Semestern zu. Bei der Beschreibung des "Alltags" ( es gibt keinen  normalen Tag ohne Notfälle etc.!) ist auf "meiner Station" zwischen Früh- und Spätschichten zu unterscheiden.
Bei Frühschichten (6-14h) vergeht die erste Stunde mit der Übergabe durch den Nachtdienst und Aufwachen. Hierzu trifft man sich im Aufenthaltsraum und bekommt zu jedem Patienten gesonderte Informationen zur Nacht und zu anstehenden OP´s etc. Ab 7h geht man dann als Praktikant durch die Zimmer und weckt die Patienten mit den Messungen von Temperatur, Blutdruck und Puls, was mir Spaß gemacht hat. Außerdem müssen eventuell dreckige Betten bezogen werden ( GEIL!) und individuelle Wünsche der Patienten ausgeführt oder weitergegeben werden (wirklich schön meistens).
Das kann locker zwei Stunden einnehmen. Ansonsten ist man damit beschäftigt Infusionen an- und abzustöpseln ( super Gefühl am Anfang mit Handschuhen :D) und Sondennahrung zu verabreichen. Diese wird bei Patienten mit Magensonde in flüssiger Form wie eine Infusion angehängt und ist besonders auf der HNO öfters in Gebrauch. Auch das Verabreichen von gemörserten Medikamenten über diese Sonden gehörte zu meinen Aufgaben.
Leider gibt es auch weniger patientenorientierte Aufgaben, die mehr an Praktikantentätigkeiten und Beschäftigungstherapie erinnern. So muss man öfters riesige Kartons von Medikamenten und Infusionen im Lager einräumen oder Medikamenteschachteln einsammeln und austeilen ( das geht aber ziemlich, weil man hier ins Gespräch kommt). Manchmal muss man auch Essen für Patienten warmmachen, wobei dies in der Uniklinik dank externer Dienstleister nicht oft vorkommt.
Im Spätdienst ( 13-21) fallen die ersten genannten Routinetätigkeiten meist weg.

Allgemein gibt es einen Stationsplan, der für jede Schicht die Station in Ost- und Westseite aufteilt und die jeweilige personelle Verantwortung anzeigt. So ist man meist für eine "Seite" also etwa 25 Patienten zuständig- in der Theorie. Denn ein Praktikant ist ein klassischer Lückenfüller und kann in der Regel für jede Klingel pauschal aufstehen und dann "Report erstatten", was es dort zu tun gibt^^.

Mein Verhältnis zu den Pflegern ist im Allgemeinen freundschaftlich und entspannt. Man darf sich selber nicht zu ernst nehmen und auf KEINEN FALL den Arzt raushängen lassen, der man noch ganz lange nicht ist. Man muss sich seine meist vollkommen fehlenden Kenntnisse eingestehen und versuchen möglichst viel mitzunehmen.
Auf Station habe ich lediglich Probleme mit zwei Schwestern, die mich für unfähig halten und mir immer wieder fehlende Kenntnisse indirekt vorhalten ( -> ich habe kein Semester studiert aber gut ..).
Ansonsten sind besonders die männlichen Pfleger unfassbar nett und geduldig etwas zu erklären!

Pflege und Arzt

Das Verhältnis von Arzt zu Pflegern ist gemischt und auf dieser Station gut. Ärzte haben ganz klar viel mehr Macht und Verantwortung, was bei einigen Schwestern für Neid und heimliche Lästereien bei den meisten allerdings lediglich zu ganz normaler kooperativer Mitarbeit führt. Gerade bei den Lästereien, die oft persönlicher Natur sind und denen ein meist freundliches Verhalten voranging, muss ich mich zurückhalten, da mir so etwas zuwider ist.

Besonders super ist meistens das Verhältnis zu Patienten. Da man im Idealfall nicht so sehr gebraucht wird, kann man viel mehr individuelle Gespräche führen als anderes Personal, was zumindest mir Freude bereitet.

Sinnvoll? 

Die Frage ist nicht leicht zu beantworten. Ich mache zunächst sechs Wochen und nächstes Jahr noch einmal sechs. Meiner Meinung nach würden sechs Wochen auch reichen, da man in dieser Zeit erste Eindrücken sammeln kann und die Pflege schätzen lernt. Da allerdings hiernach zunehmend Routine einkehrt, machen zwölf Wochen nur eingeschränkt Sinn, da man nur wenig in der Tätigkeit als Arzt, die man im Übrigen kaum sieht, davon gebrauchen kann. Man sollte also  unbedingt rotieren, um sich nicht zu langweilen ( 2x 6 Wochen oder 3x 4 Wochen). Ich halte es daher für nötig darüber nachzudenken, ob man nicht die Zeit des KPP um 50 % reduzieren kann :)

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